Relativ ernüchternd kommt es daher, dieses Geheimnis, das eigentlich keines sein sollte, denn offen gesprochen: die universell perfekte Faser gibt es schlichtweg nicht, was aber keineswegs bedeuten soll, dass die bestehende Auswahl an einer Vielfalt sehr guter Fasern nicht mindestens ebenso wertvoll ist. In dieser Artikelserie klären wir über die gängigsten Faserarten, ihre Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile auf und geben einen kleinen Einblick in unsere Motivation, verschiedene Fasern zu präferieren oder auch gänzlich zu umgehen. Natürlich hat jeder seinen heimlichen Favoriten, aber der Fairness halber erscheinen diese Artikel in alphabetischer Reihenfolge.
Teil 1: Baumwolle
Baumwollfasern sind rein natürliche Fasern der Baumwollpflanze und bedürfen somit keinem chemischen, energieaufwendigen Herstellungsprozess. Alles, was die Baumwollpflanze benötigt, sind Erde und Wasser, und davon weniger als oft behauptet.
Insbesondere der Wasserverbrauch im Baumwollanbau wird häufig thematisiert, allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Hälfte der weltweiten Baumwollplantagen ausschließlich auf Wasserreserven aus Regenfällen zurückgreift. Darüber hinaus sind nur drei Prozent des für Agrikultur genutzten Wassers weltweit den Baumwollfeldern zuzuschreiben und das, obwohl laut WWF etwa die Hälfte aller Textilien weltweit aus Baumwolle besteht.
Vor allem der wachsende Fokus auf Bio-Baumwolle trägt zu verbesserten Bedingungen in puncto Nachhaltigkeit bei.
Bio-Baumwolle wird aus natürlichem Saatgut hergestellt und es kommen zudem keinerlei Pestizide oder andere schädliche Chemikalien zum Einsatz. Ungeziefer, wie z.B. Wanzen werden mit Insekten bekämpft, die diese Schädlinge wiederum eliminieren.
Reguläre Baumwolle wird mit genetisch modifizierten Samen gezüchtet, um eine bessere Resistenz gegen Ungeziefer zu schaffen. Reicht diese alleine nicht mehr aus, muss auf Pestizide zurückgegriffen werden. Allerdings haben Innovationen im biotechnologischen Bereich es Farmern bereits ermöglicht, ihren Pestizidverbrauch in den letzten 20 Jahren zu halbieren. Insektizide werden hingegen nur verwendet, wenn die Pflanzen noch jung und verwundbar sind. Sobald sich allerdings die wollige Knospe geöffnet hat, und die Pflanze reif ist, sind Insektizide nicht mehr notwendig. Zudem durchleben Baumwollgewebe im Rahmen ihres Wertschöpfungsprozesses mehrere Waschgänge, wodurch eventuell vorhandene chemische Rückstände gänzlich beseitigt werden.